Schicksal?

Jeder von uns hat sein Päckchen zu tragen, nur die Größe ist unterschiedlich. Auch die Sichtweise. Denn was für den einen ein „dicker Brocken“ ist, ringt einem anderen vielleicht nur ein müdes Lächeln ab. Das hängt mit der Resilienz der jeweiligen Person ab. Resilienz bezeichnet die Fähigkeit, schwierige Situationen zu überstehen ohne dabei einen Knacks zu bekommen.

Wie oft hab ich in meinem Leben innegehalten und es verflucht. Sich bei einem Praktikum richtig reinhängen, seinen „Job“ gut machen und den Ausbildungsplatz mit einer fadenscheinigen Begründung nicht bekommen. Sich „schon wieder“ den falschen Typen ausgesucht haben. Einen Job, den man liebt, nicht weitermachen können weil die Gesundheit nicht mitmacht. Und einfach nie, nie so richtig wissen, wer ich bin und was und wohin ich will.
Ich weiß immer noch nicht, wer ich bin und wohin ich im Leben will, aber ich weiß (und wusste irgendwie immer) dass, egal welchen Knüppel mir das Leben als nächstes zwischen die Beine schmeißt, sich immer ein Weg finden wird, auf dem ich weitergehen kann. Zugegeben, manchmal sehe ich ihn nicht sofort oder er ist etwas marode, aber es geht weiter. IMMER.
Man könnte also sagen, meine Resilienz ist ziemlich ausgeprägt.

Neulich habe ich mich mit einem Menschen getroffen, der mir sehr wichtig ist und den ich, seit ich ihn kenne, wie einen Fels betrachtet habe. Als jemanden, der mit beiden Beinen fest und unterschütterlich im Leben steht. Das tue ich heute noch, obwohl wir uns mittlerweile so gut kennen, dass ich um seine Schwachstellen weiß und trotzdem überrascht bin, wenn für einen kurzen Moment durchschimmern. Wir standen zusammen und er war dabei, mich auf den neuesten Stand zu bringen was so sein Leben angeht als er innehielt und sagte: „Ich fange so langsam an mich zu fragen, was mein Schicksal mir damit sagen will.“

Mit dem Schicksal ist das so eine Sache. Die einen sind fest davon überzeugt, dass es sowas wie Schicksal gibt während die anderen davon überzeugt sind, dass man irgendwie selbst für alles Glück und Unglück in seinem Leben zumindest mitverantwortlich ist. Zumindest ist “Schicksal” eine gern genutzt Erklärung wenn Dinge passieren, die man sich logisch nicht erklären kann.
Tatsächlich ist „Was will das Schicksal mir damit sagen?“ eine Frage, die ich mir früher auch immer dann gestellt habe, wenn ich das, was in meinem Leben gerade schief lief, als extrem ungerecht und „zuviel“ für mich empfunden habe. Mittlerweile stelle ich sie mich nicht mehr, was nicht heißt, dass es keine Situationen gibt, in denen ich das Gefühl habe, dass mir alles zuviel ist. Ich habe nur irgendwann für mich festgestellt, dass ich mich zu sehr in Grübeleien verzettel und sich die Phase, in der ich alles als doof, ungerecht und schwer erträglich empfinde, dadurch verlängert. Statt dessen erlaube ich mir einen Tag, an dem ich alles mal so richtig scheiße finde, an dem ich mir ein besonderes Essen und/oder ein „Trostgeschenk“ mache und frage mich dann, wie es am besten weitergehen kann.

Ich habe gerade einen Job verloren. Einen, den ich gerne gemacht habe und bei dem ich dankbar bin, dass ich die Chance bekommen habe ihn machen zu dürfen obwohl ich aus einer ganz anderen beruflichen Richtung komme. So richtig überrascht hat mich das nicht, trotzdem gab es diesen winzigen Schockmoment, an dem die Zeit für einen Augenblick stehenblieb und ich dachte „und jetzt?“. Aber beinahe im selben Moment kam mir der Gedanke, dass ich nun frei bin. Ein halber Tag mehr Freiheit um Dinge zu tun, auf die ich Bock habe.

Ich würde jetzt nicht behaupten, dass ich zu 100% daran glaube, dass das Schicksal für alles verantwortlich ist, was in meinem Leben passiert, ich bin allerdings davon überzeugt, dass alles, was in meinem Leben passiert, einen Sinn hat (auch wenn sich mir dieser nicht immer auf den ersten Blick erschließt) und dass das Leben einem nur das zumutet, was man aushalten kann – und das ist in der Regel deutlich mehr, als man selbst vermutet.

Mein Schicksal ist offensichtlich gerade der Meinung, dass ich etwas Bewegung in meinem (Arbeits-)Leben nötig habe. Was auch immer da auf mich zukommt – ich bin bereit.