FernUni-Freitag #2

Am Montag ist offizieller Beginn des Wintersemesters und das heißt dann auch für mich: zurück an den Schreibtisch! Zweites Semester im Fach Wirtschaftswissenschaften.

Eine wichtige Sache, die ich im Sommersemester gelernt habe ist, dass ich mir Pausen gönnen muss. Das habe ich nämlich ganz lange nicht getan, mit der Folge, dass ich irgendwann nicht mehr aufnahmefähig war bzw. auch absolut keine Lust zum Lernen hatte. Dadurch fehlen mir bestimmt 3-4 Wochen Lernzeit. Um das zu vermeiden werde ich im Wintersemester darauf achten, mir regelmäßig einen halben bzw. einen ganzen Tag “unifrei” zu nehmen und an diesen Tagen wirklich nichts für die Uni zu tun. Kaffee trinken, große Spazierrunden mit Elsa, kleine Ausflüge – raus aus dem Trott, den Kopf frei bekommen, um danach mit neuem Schwung weiterzumachen.

Das erste Semester war eine Herausforderung. Nicht zuletzt wegen Mathe in Kombination mit Statistik. Es ist mir zwar wesentlich leichter gefallen als in der Oberstufe, aber ich bin weit davon entfernt, richtig “gut” zu sein. Die Ergebnisse sind zwar noch nicht da, doch mein Bauchgefühl sagt mir, dass ich diese Klausur wahrscheinlich wiederholen muss. Damit bin ich komplett fein, obwohl es natürlich ärgerlich wäre. Zum anderen bin ich kein Musterbeispiel für Selbstdisziplin. Es fällt mir manchmal schwer mich dazu zu motivieren, die Studienunterlagen in die Hand zu nehmen und zu lernen. Besonders wenn das Fach so absolut Null Spaß macht und ich den Sinn dahinter nicht erkenne. Mal ehrlich, sollte ich dieses Studium eines Tages abgeschlossen haben werde ich doch im Leben nicht wieder den Modus oder Median von irgendwas ausrechnen oder Hypothesentests durchführen. Aber es wird besser.

Welche Module stehen im Wintersemester auf dem Plan?

  1. Externes Rechnungswesen
    Dazu zählen die Bereiche Buchhaltung, Bilanzen und betriebliche Steuerlehre. Ein Modul, das mir voraussichtlich eher wenig Probleme bereiten wird, da ich diesbezüglich schon “vorbelastet” bin und über Grundkenntnisse verfüge.
  2. Internes Rechnungswesen und funktionale Steuerung
    Hierzu gehören die Teilbereiche Kosten- & Leistungsrechnung, Produktion und Logistik sowie Marketing.
  3. Grundlagen des Privat- und Wirtschaftsrechts
    HIer befassen wir uns mit Grundlagen des BGB, dem allgemeinen Schuldrecht, dem Kaufrecht, den gesetzlichen Schuldverhältnissen, dem Sachenrecht sowie dem Handelsrecht. Puh, sich das alles ins Hirn zu hämmern wird vermutlich eine Herausforderung.

(evtl.) 4. Grundlagen der Wirtschaftsmathematik und Statistik
Mein Endgegner… 2. Versuch

Wie sieht die Planung aus?

Ich bin echt gut darin zu planen, wann ich mich wie lange zum Lernen an den Schreibtisch setzen will, doch ehrlicherweise muss ich sagen dass ich nicht so gut bin, mich dann auch an diesen Plan zu halten. Allerdings halte ich zunehmend länger durch, deshalb habe ich natürlich auch in diesem Semester einen Plan und der sieht folgendermaßen aus:

Montag, Mittwoch, Donnerstag: von 9-12 Uhr
Montag/ Mittwoch 19-21.30 Uhr
Dienstag 15-17.30
Freitag 15-18 / 19.30-21.30
Samstag 10-15 Uhr
Sonntag 16-18 / 19.30-21.30


Das ist mein Basisplan. Der ist, besonders am Wochenende, nicht in Stein gemeißelt, denn da hängt meine Lernzeit immer auch von meinem Dienstplan ab. Insgesamt beinhaltet er 30,5 Stunden Lernzeit pro Woche, was dem angegebenen Workload von 3 Modulen entspricht. Spätestens in zwei Monaten werde ich wissen, ob ich mit der Zeit und den Fächern klarkomme oder ob ich Abstriche machen muss. Wir werden sehen…

Frei nehme ich mir jede Woche entweder einen Vormittag oder einen Nachmittag. Me-time. Nur für das, worauf ich Bock habe und wenn es Schlafen ist.

Buchtipp: Selbstlos von Sina Schröder

Vor einer ganzen Weile habe ich im TV einen Bericht über eine Frau gesehen, die das ganze Jahr draußen schläft. In einer Hängematte auf dem Balkon. So bin ich auf Sinas Instagram-Kanal @feelslike_sina gelandet und – aus vielen Gründen – geblieben.
Sina nimmt ihre Follower mit durch ihren Alltag als Vierfach-Mama, selbständige Seelsorgerin und Texterin, teilt schöne und schwierige Momente und hat den – wie ich finde – geilsten Story-Soundtrack überhaupt.

Anfang des Jahres habe ich ein “Sina-Abo” bei Steady abgeschlossen, weil ich ihre Texte nicht nur wahnsinnig gerne lese, sondern sie mich zum Nachdenken anregen. Dazu, manche Dinge zu hinterfragen aber auch ein besseres Verständnis für andere zu entwickeln.

Jetzt hat Sina ein Buch geschrieben. Zwar scheint auf den ersten Blick beim Lesen des Titels, als sei es mehr oder weniger “nur” für Mütter, aber nachdem ich es gelesen habe, kann ich als Nicht-Mutter sagen: Nein.

Im Buch geht es darum wie Frauen, und ganz besonders Mütter, in eine Rolle hineinrutschen, die sie durch die eigene Prägung und die Erwartungen der Gesellschaft glauben erfüllen zu müssen. Meist ohne dass es ihnen bewusst ist. Die eine innere Leere in sich spüren, weil sie alles geben und es trotzdem nie genug ist und selbst wenn alles gut läuft trotzdem die Frage aufkommt, warum man trotzdem nicht glücklich ist.
Das Buch ist in zwei Teile unterteilt, wobei es im ersten Teil um den Verlust der eigenen Identität geht, also darum, wie es sein kann, dass Frauen sich mit dem Übergang zur Mutterschaft in Menschen verwandeln, die sich um Haus und Kinder kümmern ohne jemals Feierabend zu haben, geschweige denn eine angemessene Anerkennung zu erfahren und dabei ihre eigenen Bedürfnisse immer weiter zurückstellen oder gar aufgeben.
Im zweiten Teil geht es darum die eigene Identität wiederzufinden, eigene Bedürfnisse zu erkennen und zu erfüllen. Damit ist nicht gemeint, nur noch das zu tun, was man selbst will, sondern in Kommunikation mit (im Fall von Müttern) Partner und Kindern Zeit und Raum für sich selbst einzufordern, zum Beispiel um ungestört eine Stunde in der Badewanne zu legen. Sina plädiert dafür, sich vom “ich muss alles richtig machen” zu verabschieden und einen für sich passenden Weg zu suchen und gibt Impulse dafür, wie man in kleinen Schritten zu sich selbst zurückfindet.

Wie oben schon erwähnt bin ich der Meinung, dass es nicht nur für Mütter ist. Sina schreibt zwar – wie in vielen ihrer Texte – aus ihrer Perspektive als Mutter, aber auch so kann man für sich viel mitnehmen.
Ich habe mich an vielen Stellen des Buches wiedererkannt. Darin, wie ich versuche die gesellschaftlichen Erwartungen zu erfüllen und wie sehr mir das oft widerstrebt weil da ständig die Frage “warum soll ich das eigentlich so machen?” in mir aufploppt. Denn nur, weil “man” das halt so macht und schon immer so gemacht hat, muss es doch noch lange nicht richtig sein. Über meinem Kopf leuchtete die Glühbirne der Erkenntnis als mir klar wurde, warum ich mich an einem bestimmten Punkt in meinem Leben so unzufrieden und nicht mehr als ich selbst gefühlt habe und ich lasse mich dazu inspirieren, mehr mit offenen Augen durch die Welt zu gehen und den Zauber des Augenblicks zu genießen wenn ich früh morgens auf der Hunderunde ein paar Rehe entdecke, die über die Felder spazieren oder der Himmel sich beim bevorstehenden Sonnenaufgang in den schönsten Rottönen verfärbt.

Letztendlich habe ich dieses Buch neben der Erklärung eines “Warum” für die Entwicklung von Frauen (besonders mit Kindern) vor allem als Anregung zur Selbstfindung gelesen. Es ist eins dieser Bücher, die man gerne so ziemlich jedem ans Herz legen möchte weil man selbst davon so begeistert ist.

Selbstlos. Die Zweifel der modernen Mütter die alles geben und sich selbst dabei verlieren
von Sina Schröder
256 Seiten, broschiert, 18,00 €
erschienen am 9. September 2023 bei echtEMF

FernUni-Freitag #1: Ende des Sommersemesters

Gestern habe ich die letzte Klausur geschrieben. Damit ist das Sommersemester 2023 für mich vorbei und ich kann mich, zumindest theoretisch, über zwei Wochen Semesterferien freuen. Zeit, ein kleines Resümee über die vergangenen fünfeinhalb Monate zu ziehen.

Im April startete ich hochmotiviert in mein erstes offizielles Semester im Fach Wirtschaftswissenschaft. Einführung in die Wirtschaftsmathematik und Statistik (im Folgenden nur “Mathe” genannt), Externes Rechnungswesen (ReWe), Investition & Finanzierung (I&F) – das waren die Module, die ich für den Sommer ins Auge gefasst hatte. Nachdem ich mich im Wintersemester schon ein wenig mit Mathe befasst hatte, war ich fest entschlossen, es nun hinter mich zu bringen. Ich war in der Schule keine große Leuchte in Mathe, aber da Wiwi ohne Mathe nicht geht, muss ich da irgendwie durch.

In Anbetracht der Tatsache, dass ich mittlerweile mindestens 30 Stunden in der Woche Lohnarbeite war klar, dass ich mich wohl auf zwei Module würde beschränken müssen um wenigstens ein Minimum an Freizeit für mich zu behalten. Wobei ich mein Studium zu einem gewissen Grad auch als “Freizeitvergnügen” bezeichnen würde, jedoch nicht als mein einziges Hobby. Mein Fokus lag auf Mathe und I&F. Ich habe mir einen groben Plan erstellt bis wann ich was zu erledigen habe, denn um die Klausur schreiben zu dürfen, müssen Einsendearbeiten abgegeben werden.
Auch wenn ich oft zu hören bekomme, dass ich für meine “Selbstdisziplin”, die für so ein Fernstudium offensichtlich notwendig ist, beneidet werde, habe ich davon längst nicht so viel wie ich gerne hätte. Es gibt bei mir noch deutlich zu viel “keine Lust” und besonders wenn es bei einem Thema hakt, lege ich gerne mal alles beiseite.

In Mathe habe ich alle Mentoriate angeschaut, wenn auch die meisten auf Youtube, weil ich in den live-Veranstaltungen von ein paar Mitstudierenden so genervt war, dass ich schon keine Lust mehr hatte. Ich bin immer noch keine Matheleuchte, aber gefühlt lief es mit dem Lernen gar nicht so schlecht.
Und dann kam die Klausur…
Ich weiß nicht, ob es nur mir so ging, aber ich fand sie echt schlecht gemacht. Es gab diverse “bestimmen Sie wahre Aussagen”-Aufgaben, worauf wir durch die Altklausuren eingestellt waren, aber dort waren oft verschiedene Bereiche durcheinandergewürfelt. Also beispielsweise nicht 5 verschiedene Aussagen zum Thema Integrale, Matrizen oder sonstwas, sondern ein bisschen Vektoren, ein bisschen Gewinnschwelle, ein bisschen Matrizen. Und über Statistik reden wir jetzt lieber auch nicht. Ich freunde mich also lieber schonmal mit dem Gedanken an, dass mich dieses Modul noch ein weiteres Semester begleiten wird.

Bei I&F wurde es mit Mentoriaten schwierig, weil die entweder um 17 Uhr starteten (da arbeite ich noch) oder am Wochenende waren (da arbeite ich auch sehr oft), aber da ich mit den Skripten und der Thematik recht gut zurecht kam, stellte das für mich kein Problem dar. Auch die Klausur fand ich gut machbar, im Gegensatz zu Mathe ein Spaziergang.

In ReWe habe ich mit solidem Halbwissen zumindest schonmal die Zulassung zur Klausur erledigt.

Nun heißt es also

  1. Warten auf die Ergebnisse
  2. Nach dem Semester ist vor dem Semester – die erste Planungsphase steht an und bereitet mir schon die ersten Kopfschmerzen…

Aber dazu mehr zum Semesterbeginn in zwei Wochen.

Kreativität

Vor einer Weile habe ich das Buch “Kreativität” von Melanie Raabe, das ich vor allem durch die Schwärmerei einer Bookstagrammerin auf meine Lesewunschliste gesetzt habe, gelesen.

Kreativität ist, wie ich sagen würde, voll mein Thema. Ich bin Autorin, auch wenn ich noch kein einziges Buch veröffentlicht habe und es vermutlich auch nicht tun werde weil ich viel zu viel Angst davor habe, jemand könne mich für meine Geschichten, an denen ich mit viel Herzblut arbeite, belächeln. Ich stricke, häkle, koche, male – kurz gesagt, ich bin ständig in irgendeiner Form kreativ. Und ich lerne gerne dazu. Auch deshalb war ich neugierig auf dieses Buch.

Vieles, was die Autorin in diesem Buch schreibt, habe ich schon gehört. Aber wie mit so vielen Dingen im Leben ist es mit gehörten Dingen so, dass man sie oft auch wieder vergisst oder sie in einer Gehirnschublade verstaut, die man so lange nicht öffnet, bis man dazu aufgefordert wird. Manchmal muss man einfach erinnert werden. An das, was man schon geschafft hat. An Hürden, die man überwunden hat. Oder an Ratschläge, wie man seiner Kreativität Flügel verleiht.

Ich wurde daran erinnert, dass ich den Fokus auf mich selbst richten muss. Ich kann mir Inspiration bei anderen holen, muss aber aufpassen, dass ich nicht anfange, jemanden nachzumachen der schon erfolgreich ist. Denn ich möchte doch mit meiner eigenen Kreativität etwas schaffen. Etwas von mir. Keinen Abklatsch von jemand anderem.

Ich wurde daran erinnert, dass ich mir Pausen gönnen muss. Mein Gehirn blockiert, wenn ich zu lange vor einem weißen Blatt sitze. Ich möchte schreiben, die Protagonisten ihre Geschichten erzählen lassen, doch ich sitze nur da und alles was mir einfällt ist – nichts. Statt mich darüber zu ärgern hilft es, alles stehen und liegen zu lassen, mir Elsa zu schnappen und draußen eine große Runde spazieren gehen, frische Luft zu schnappen und den blauen Himmel zu genießen. Oder mir einen Putzlappen zu greifen und die Fenster einer dringend benötigten Reinigung zu unterziehen. Einfach etwas komplett anderes zu tun um den Kopf wieder freizubekommen.

Manchmal wäre ich tatsächlich gerne eine erfolgreiche Instagrammerin. Ich mag dieses Netzwerk in dem man mit Bildern und kurzen Texten so viele Menschen erreichen kann. Ich möchte nicht schlank und topgestylt in die Kamera grinsen und mit Rabattcodes um mich werfen. Ich möchte von meinem chaotischen Leben erzählen. Von dem was ich tue, von dem, worin ich scheitere und von allem, was mir sonst so wichtig ist. Wahlweise hätte ich “mein Thema” gefunden und würde darüber schreiben.
Instagrammerin bin ich schon. Seit Jahren. Mal mit ganz viel Büchern, mal mit ganz viel Sport, immer mit dem, was in meinem Leben gerade aktuell ist. Ob das jemanden interessiert? Nicht viele, soviel ist mal sicher. Aber es ist mir egal, denn hauptsächlich mache ich das ja für mich.
Trotzdem möchte ich besser werden und stelle mir deshalb Fragen. Wieso sieht ein Bücherstapel auf dem Tisch bei anderen immer so stylisch aus und bei mir sieht er wie zusätzliches Chaos aus? Wieso haben gefühlt alle außer mir ein durchgestyltes Zuhause. Muss ich wirklich Bildbearbeitung lernen und Videos machen?


Hm. Ich sollte darüber nachdenken.

Vielleicht sollte ich auch gar nicht darüber nachdenken sondern statt dessen das tun, was Melanie Raabe empfiehlt: einfach machen.

Halbzeit

Halbzeit

Heute ist mein Geburtstag. Der 45.

Wenn ich nach vorne schaue und an die nächsten 45 Jahre denke, finde ich, dass das eine krass lange Zeit ist. Werfe ich allerdings einen Blick zurück ist alles was war gefühlt noch gar nicht so lange her.

Ich wohne hier doch erst seit kurzem (15 Jahre), ich bin doch gerade erst von Zuhause ausgezogen (20 Jahre), mein Neffe ist doch „gerade erst“ geboren (fast 12 Jahre), ist doch noch gar nicht so lange her, dass ich aus der Schule raus bin (fast 25 Jahre)… und damit könnte ich noch endlos weitermachen. Mein gefühltes Alter schwankt zwischen 28 und 35, aber 45? Never ever.

Kurz vor meinem 30 Geburtstag dachte ich noch, mit 30 sei mein Leben „vorbei“ und es käme nur noch langweiliger Erwachsenenkram. Arbeiten, Steuererklärung, Haushalt. Ich wünschte, ich hätte da schon manches gewusst, was ich heute weiß. Aber so funktioniert das Leben nun einmal nicht. Man muss sein Leben leben, eigene Erfahrungen machen und Lehren daraus ziehen. Dann kann man höchstens noch versuchen, jüngere Menschen mit klugen Ratschlägen (die man allerdings nicht ungefragt verteilen sollte, wir wissen doch, wie unpassend sowas ist) vor unseren Fehlern zu bewahren.

Mit 40 Jahren waren mir plötzlich ganz viele Dinge egal, über die ich mir früher Gedanken gemacht habe. Zum Beispiel, was andere Leute über mich denken wenn ich dieses oder jenes tue – oder eben nicht tue. Es schien als hätte ich plötzlich kapiert, dass ich mich so langsam mal um mich selbst kümmern sollte und nicht darum, die Erwartungen anderer zu erfüllen. Das habe ich schließlich lange genug versucht. In der Regel vergeblich, denn das, was „die anderen“ so erwarten, ist halt nicht mein Weg. Noch nicht mal dann, wenn ich es gerne so gehabt hätte. Ich hatte auch immer die Vorstellung eines eher traditionellen Lebensweges – Heiraten, Haus, Kinder usw – aber, es wird euch nicht überraschen, so läuft das Leben nun einmal nicht. Man kann sich sein Leben in den schönsten Farben ausmalen und trotzdem wird man hin und wieder ziemlich derbe auf die Schnauze fallen. Die Frage ist halt nur, wie man damit umgeht.

Ich habe nicht mitgezählt wie oft ich meine Träume/Pläne begraben musste, wie oft ich mir heulend die Bettdecke über den Kopf ziehen und erst wieder rauskommen wollte, wenn endlich alles gut wird. Zum Glück habe ich das nicht getan, denn es wäre vermutlich eine deprimierend große Zahl und womöglich würde ich immer noch unter der Decke liegen. Aber eine meiner Stärken ist, dass ich nicht lange hadere, wenn etwas nicht so gelaufen ist, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich falle auf die Nase, bin ein bis drei Tage wahlweise stinksauer oder todunglücklich, dann stürze ich mich mit hochgekrempelten Ärmeln ins Abenteuer. Das Leben bietet so viele Möglichkeiten, da bleibt keine Zeit, ewig den Kopf in den Sand zu stecken.

Setzt ihr euch manchmal hin und phantasiert herum was passiert wäre, wenn zum Zeitpunkt X alles so gelaufen wäre, wie ihr es euch damals vorgestellt habt? Ich schon. In der Regel enden diese Tagträume mit großer Erleichterung. Ich meine, wenn ich mir vorstelle ich wäre immer noch mit meinem ersten Freund zusammen… Ich würde als Polizistengattin in der Voreifel leben und… Leute, rettet mich aus diesem Albtraum.
In einem der selteneren Fälle, die mir selig lächelnd durch trübe Tage helfen, bin ich seit etwa 15 Jahren verheiratet, habe 4 Stiefkinder und mittlerweile 7 (Stief-)Enkel. Ich wäre mit Abstand die coolste Oma im ganzen Kindergarten/der Grundschule. Okay, mein Mann würde dieses Jahr seinen 60. feiern, aber irgendwas ist ja immer und für das Alter hat er sich echt gut gehalten.

Okay, ich bin jetzt also 45. Optimistisch genug davon auszugehen, dass ich mindestens 90 werde, daher auch „Halbzeit“. Und ehrlich gesagt muss ich auch mindestens 90 werden, ich habe ja noch so viel vor…

Aber bevor ich mich voller Hoffnung in die Zukunft stürze, ein kleiner Rückblick, auf die letzten 45 Jahre:

5 verschiedene Wohnorte
15 Jahre Vollzeit-Schulbesuche (13 bis zum „nicht“-Abi, 2 für die Fortbildung zur Betriebswirtin Agrarwirtschaft)
9 verschiedene Jobs (Küchenfee, Inventurhilfe, Nachhilfelehrerin, Landwirtin, Putzfrau, Tagesmutter, Verkäuferin im Buchhandel, Servicekraft, Personalwesen)
10 bereiste Länder (Tschechische Republik, Schweiz, Italien, Spanien, Niederlande, Frankreich, Dänemark, Großbritannien, Belgien, Liechtenstein)
1 „sportliche“ Höchstleistung (3 Halbmarathons)
17 Konzerte von ein und derselben Band (Sunrise Avenue) plus unzählige andere (u.a. Phil Collins, Die Toten Hosen, Madsen, Fury in the Slaughterhouse)
mindestens 14 Jahre beim Frühstückstreffen in Bremen
über 1500 Bücher quer durch alle Genres gelesen

Plus: einige dieser „bad ideas make the best memories“- Momente und viele, viele kleine Glückse.

Happy Birthday to me – auf die nächsten 45 Jahre.