Wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich eine neue

Ich weiß nicht, wie oft ich diesen Spruch schon gehört oder mir selbst gesagt habe, aber ich weiß, dass es stimmt. Aber was ich in den letzten vier Wochen gemerkt habe ist, dass wenn man nicht darauf wartet, dass sich eine neue Tür öffnet, sondern selbst aktiv wird und Türen öffnet, eine Art Kettenreaktion in Gang gesetzt wird. Das eigene Blickfeld erweitert sich wieder, man sieht neue Möglichkeiten, hat neue Ideen und – was mir gerade extrem auffällt – es wird Energie freigesetzt.

In den letzten Jahren hatte ich ein relativ entspanntes Leben. Ich habe gearbeitet, hatte aber auch sehr viel Freizeit. Viel Zeit, Bücher zu lesen, mit Elsa spazieren zu gehen, oder einfach auf dem Sofa zu liegen und fernzusehen. Es ist nicht so, dass ich damit unzufrieden war, wobei ich zwischendurch natürlich darüber nachgedacht habe, wie es wäre, mehr zu arbeiten und mir dadurch mehr Möglichkeiten schaffen zu können.
Aber wenn ich ehrlich bin muss ich zugeben, dass ich es mir in meinem gechillten Leben auch ganz schön bequem gemacht habe. Ich habe immer gearbeitet, ich habe immer, wenn ich gerade einen Job verloren habe oder nicht mehr machen wollte, problemlos einen neuen gefunden. Weil ich nicht an “DEM” einen Job hänge, weil ich interessiert und mutig genug bin, etwas Neues zu probieren und dazuzulernen. Wobei ich mich selbst gar nicht mal als besonders mutig bezeichnen würde.
Ich finde, dass man offen sein muss. Für Neues ebenso wie für (vermeintliche) Rückschritte. Auch Toiletten putzen ist Arbeit – vielleicht nicht besonders gut bezahlt und auch nicht hoch angesehen, aber einen Job zu machen ist immer noch besser, als keinen Job zu machen. Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen, ist einer der Sprüche, die mein Vater in passenden Momenten zu Besten gibt.

Letztes Jahr hatte ich drei Jobs. Einen als Tagesmutter (12-15 Stunden/Woche) und einen im Buchhandel ( 4-5 Stunden in der Woche) und einen als Reinigungskraft im Kindergarten (8 Stunden/Woche). Ich hab mich sehr durch den Winter gequält. Nicht, weil die Arbeit so anstrengend gewesen wäre, aber bei der Arbeit immer das Gefühl zu haben, dass man eigentlich längst im Feierabend-Modus auf der Couch liegen sollte (und das nur, weil es so früh dunkel ist), das war einfach nicht meins.
Den Reinigungsjob habe ich aufgegeben, der im Buchhandel fiel weg, ein Job im Homeoffice (wahlweise in einem echten Büro, je nach Zeit) kam dazu, das Geld war knapper und ich wurde unzufriedener. Etwas musste sich ändern.
Also wechselte ich mein Studienfach an der Fernuni, denn das mache ich nebenbei ja auch noch – studieren. Einfach so, weil ich gerne lerne. Es beinhaltet zwar einen Haufen Mathe, aber es macht so viel Spaß, ich mag die Herausforderung und es fühlt sich irgendwie plötzlich so an, als sei ich auf dem richtigen Weg. Nach wohin auch immer. Ich habe diesen Winter besser überstanden als den letzten, obwohl dieser andere – härtere – Herausforderungen mit sich brachte. Und im Februar war ein Brief der Tritt in meinen Faultierhintern, den ich offensichtlich gebraucht habe.
Seit vier Wochen habe ich wieder drei Jobs. Einen als Tagesmutter (12 Stunden/Woche), einen Nebenjob im Homeoffice (3-8 Stunden/ Monat) und einen in der Gastronomie (Teilzeit, flexibel 15-25 Stunden/Woche). Mein Energielevel ist so hoch wie lange nicht mehr, mein Kontostand verbessert sich nachdrücklich und meine Laune… die ist auch richtig gut. Ich scheine vergessen zu haben wieviel ein Job mit guten Kollegen ausmacht. Ich bin gerne allein und ich arbeite auch gerne allein vor mich hin, aber offensichtlich brauche ich zumindest ein paar Stunden in der Woche im Team.

Langsam schwappt die Energie, die ich aus dem Studiengangwechsel und den neuen Job ziehe, über und das gute Gefühl, dass es seit langem endlich mal wieder vorwärts geht, verleiht mir ebenfalls Auftrieb.

Auf das, was da noch kommt…