Buchtipp: Selbstlos von Sina Schröder

Vor einer ganzen Weile habe ich im TV einen Bericht über eine Frau gesehen, die das ganze Jahr draußen schläft. In einer Hängematte auf dem Balkon. So bin ich auf Sinas Instagram-Kanal @feelslike_sina gelandet und – aus vielen Gründen – geblieben.
Sina nimmt ihre Follower mit durch ihren Alltag als Vierfach-Mama, selbständige Seelsorgerin und Texterin, teilt schöne und schwierige Momente und hat den – wie ich finde – geilsten Story-Soundtrack überhaupt.

Anfang des Jahres habe ich ein “Sina-Abo” bei Steady abgeschlossen, weil ich ihre Texte nicht nur wahnsinnig gerne lese, sondern sie mich zum Nachdenken anregen. Dazu, manche Dinge zu hinterfragen aber auch ein besseres Verständnis für andere zu entwickeln.

Jetzt hat Sina ein Buch geschrieben. Zwar scheint auf den ersten Blick beim Lesen des Titels, als sei es mehr oder weniger “nur” für Mütter, aber nachdem ich es gelesen habe, kann ich als Nicht-Mutter sagen: Nein.

Im Buch geht es darum wie Frauen, und ganz besonders Mütter, in eine Rolle hineinrutschen, die sie durch die eigene Prägung und die Erwartungen der Gesellschaft glauben erfüllen zu müssen. Meist ohne dass es ihnen bewusst ist. Die eine innere Leere in sich spüren, weil sie alles geben und es trotzdem nie genug ist und selbst wenn alles gut läuft trotzdem die Frage aufkommt, warum man trotzdem nicht glücklich ist.
Das Buch ist in zwei Teile unterteilt, wobei es im ersten Teil um den Verlust der eigenen Identität geht, also darum, wie es sein kann, dass Frauen sich mit dem Übergang zur Mutterschaft in Menschen verwandeln, die sich um Haus und Kinder kümmern ohne jemals Feierabend zu haben, geschweige denn eine angemessene Anerkennung zu erfahren und dabei ihre eigenen Bedürfnisse immer weiter zurückstellen oder gar aufgeben.
Im zweiten Teil geht es darum die eigene Identität wiederzufinden, eigene Bedürfnisse zu erkennen und zu erfüllen. Damit ist nicht gemeint, nur noch das zu tun, was man selbst will, sondern in Kommunikation mit (im Fall von Müttern) Partner und Kindern Zeit und Raum für sich selbst einzufordern, zum Beispiel um ungestört eine Stunde in der Badewanne zu legen. Sina plädiert dafür, sich vom “ich muss alles richtig machen” zu verabschieden und einen für sich passenden Weg zu suchen und gibt Impulse dafür, wie man in kleinen Schritten zu sich selbst zurückfindet.

Wie oben schon erwähnt bin ich der Meinung, dass es nicht nur für Mütter ist. Sina schreibt zwar – wie in vielen ihrer Texte – aus ihrer Perspektive als Mutter, aber auch so kann man für sich viel mitnehmen.
Ich habe mich an vielen Stellen des Buches wiedererkannt. Darin, wie ich versuche die gesellschaftlichen Erwartungen zu erfüllen und wie sehr mir das oft widerstrebt weil da ständig die Frage “warum soll ich das eigentlich so machen?” in mir aufploppt. Denn nur, weil “man” das halt so macht und schon immer so gemacht hat, muss es doch noch lange nicht richtig sein. Über meinem Kopf leuchtete die Glühbirne der Erkenntnis als mir klar wurde, warum ich mich an einem bestimmten Punkt in meinem Leben so unzufrieden und nicht mehr als ich selbst gefühlt habe und ich lasse mich dazu inspirieren, mehr mit offenen Augen durch die Welt zu gehen und den Zauber des Augenblicks zu genießen wenn ich früh morgens auf der Hunderunde ein paar Rehe entdecke, die über die Felder spazieren oder der Himmel sich beim bevorstehenden Sonnenaufgang in den schönsten Rottönen verfärbt.

Letztendlich habe ich dieses Buch neben der Erklärung eines “Warum” für die Entwicklung von Frauen (besonders mit Kindern) vor allem als Anregung zur Selbstfindung gelesen. Es ist eins dieser Bücher, die man gerne so ziemlich jedem ans Herz legen möchte weil man selbst davon so begeistert ist.

Selbstlos. Die Zweifel der modernen Mütter die alles geben und sich selbst dabei verlieren
von Sina Schröder
256 Seiten, broschiert, 18,00 €
erschienen am 9. September 2023 bei echtEMF

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