Alles auf Anfang…

Als ich zum Wintersemester 2021/22 mein Studium an der Fernuni wieder aufnahm weil ich, wie ich feststellte, ja doch recht viel Freizeit habe und diese mit etwas Sinnhaftem füllen wollte, fühlte sich das anders an. Ich schob das auf die lange Pause, denn für Politik interessiere ich mich ja nach wie vor, und darauf, dass ich mich da auch erst wieder reinfinden müsste. Doch als ich durch diverse Umstände mal wieder mein Leben neu sortieren musste und mir somit auch Gedanken über die Zukunft machte, setzte sich der Satz „alles hat seine Zeit“ in meinem Kopf fest. Und ich wurde das Gefühl nicht los, dass es Zeit für etwas Neues ist. Dass ein Hobbystudium vielleicht gerade nicht das ist, was ich brauche. Sondern etwas mit einer reellen Perspektive.
So weit, so gut, aber welche Perspektive? Es hat mich ein paar Stunden Recherche auf der Homepage der Fernuniversität und noch mehr Stunden nachdenken gekostet bevor ein „mach das doch“ von Big mir den Schubser gab, den ich noch brauchte. Ich belegte für das Wintersemester 2022/23 zwei Module des Faches Wirtschaftswissenschaften, plus einen Brückenkurs zur Auffrischung meiner nicht vorhandenen Mathefähigkeiten. Schon als ich letzteren wenig später (weil semesterübergreifend) in den Händen hielt und durchblätterte, streifte mich der Hauch eines Zweifels. Schaffe ich das? Beinahe im selben Moment lehnte ich mich entspannt zurück und dachte „erstmal cool bleiben und machen“. Fünf Kurseinheiten und fünf zugehörige Einsendearbeiten die mir zeigen würden, wo meine Stärken und Schwächen liegen.

Nach dem Entschluss hatte ich das Sommersemester in Gedanken schon abgehakt. Hoch motiviert stürzte ich mich auf Mathe. Verstand erstmal nur die Hälfte, fand Aussagenlogik nicht immer logisch und konsultierte meinen Lieblingsmatheprof auf Youtube.
53/100 Punkten bekam ich für die Einsendeaufgaben der ersten Kurseinheit. Naja, noch gewaltig Luft nach oben, aber hey, alles was über 50 Punkte ist, ist bestanden. Der erste Schritt war erfolgreich getan.
Die zweite Kurseinheit wirkte auf den ersten Blick simpel, doch dann kamen die Umformungen, Logarithmen (und ich könnte schwören, damit noch nie in meinem Leben gerechnet zu haben) und ich träumte nachts von Matheformeln. Die Einsendearbeit brachte 87/100 Punkten – BÄMM – offenbar bin ich doch nicht so ganz unbegabt, was Mathe angeht.
Kurseinheit drei hatte es dann mal so richtig in sich – anderthalb Stunden vor Abgabeschluss eingereicht und noch im Korrekturprozess…

Vor einer Woche startete die offizielle Bearbeitungszeit für das Wintersemester. Ich habe einen 6wöchigen Lernplan aufgestellt (dem ich schon hinterherhänge) und sitze täglich am Schreibtisch. Betriebswirtschaftslehre, Volkswirtschaftslehre, Mathe und bald kommt Statistik hinzu. In meinem Kalender stehen diverse Mentoriate, die mir als Ziel für die zu bearbeitetenden Abschnitte dienen und mir dann hoffentlich dabei helfen, Unklarheiten zu beseitigen und klausurrelevantes von weniger klausurrelevantem zu unterscheiden. Denn noch habe ich das Gefühl, ich müsste jede einzelne Seite verstehen und auswendig lernen und frage mich bei diesem Gedanken jedes Mal, wie zum Teufel ich das alles in meinen Kopf kriegen soll.
Mein Motivationslevel ist hoch. So hoch, dass es mir schwer fällt, Pausen zu machen. Das führt jedoch dazu, dass ich mein Hirn vollstopfe bis ich nicht mehr aufnahmefähig bin und trotzdem versuche, noch mehr da reinzubekommen. Suboptimal, aber ich arbeite dran.

Ich bin 44 Jahre alt. Warum tue ich mir das an?
Weil ich Träume habe. Weil ich noch nicht angekommen bin. Weil ich gerne dazulerne. Weil ich Zusammenhänge verstehen möchte.

Ich stelle mich nicht hier hin und behaupte, dass ich hier mit Vollgas durchrenne, Bestnoten nach Hause bringe und nach dem Studium eine rasante Karriere als wasweißichwas machen und einen Haufen Kohle verdienen werde. Ich teste meine Grenzen.
Natürlich habe ich Zweifel und das nicht gerade wenig, auch wenn ich die immer wieder so weit wie möglich wegschiebe. Und es ist auch nicht hilfreich, dass als Reaktion eher Unverständnis als Rückenwind kommt. Es ist einfach so scheiße anstrengend ein Einzelkämpfer zu sein. Aber es gibt auch diese kleinen Momente die mir das Gefühl geben, auf dem richtigen Weg zu sein. Hilfsangebote die ich nicht erwartet habe, Motivationsschübe durch den Austausch mit anderen ü30/ü40 Studenten oder auch die imaginäre Glühbirne, die plötzlich über meinem Kopf leuchtet wenn ich vermeintlich komplizierte Dinge verstanden habe. Matheaufgaben, die einen Sinn machen, weil sie etwas aus dem „realen Leben“ erklären…

Ich bin gespannt, wohin dieser Weg mich führt…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert