gelesen: Anica Plaßmann – Sexfrei

erschienen am 01.04.2021 bei Droemer Knaur

Worum gehts?
Der Name ist Programm. Es geht um sexfreies Leben. Freiwillig oder unfreiwillig. Welche Ursachen es gibt und wie man diese (falls nötig) beseitigen kann. Mit Fallbeispielen aus der therapeutischen Arbeit der Autorin

Lasst uns über Sex reden.
Oder besser gesagt über keinen Sex.

Inklusive des Blogtitels habe ich nun schon 3x das Wort „Sex“ erwähnt, da ist mir eure Aufmerksamkeit nun bestimmt sicher, oder?

„Sexfrei“ stand schon im April auf der meiner Liste der Neuerscheinungen, auf die ich mich freue und nun habe ich es gelesen. Es ist in diesem Jahr tatsächlich das vierte Sachbuch zum Thema „Sex“ und auch wenn ich jetzt sagen könnte, dass ich keine Ahnung habe, wieso ich mich statt dessen nicht mehr mit meinem ökologischen Fußabdruck, gesunder Ernährung oder Atomphysik beschäftige, aber das wäre gelogen. Es liegt daran, dass ich in diesem Jahr ständig (beabsichtigt?unbeabsichtigt?) dazu herausgefordert werde, meine Komfortzone zu verlassen. Oder, wie Big es neulich so treffend formulierte: „Ich bin wohl wieder an irgendetwas schuld.“ Ja.

Aber kommen wir zurück zum Thema.
Sex.

Es ist ein Thema mit dem wir ständig konfrontiert werden, egal ob wir es wollen oder nicht. Deshalb sollten wir drüber reden. Sollten wir… Ob das nun so einfach ist, ist eine andere Frage. Ich persönlich habe mit dem Thema kein Problem – so lange es dabei nicht um mich geht, was wohl „normal“ und gesellschaftlich akzeptiert ist, denn wer möchte schon sein Intimleben vor jedem offenlegen? Eben.

Was fällt euch als erstes ein, wenn ihr an das Thema denkt?
Euer eigenes Sexleben? Pornos? Dass euch die Allgegenwärtigkeit von Sex nervt? Dass jeder es so machen soll wie er möchte?

Das erste, was mich beim Lesen des Buches überrascht hat war, dass Asexualität als ein „Anderssein“ bewertet wird (was bedeutet, es ist genauso eine Kategorie von Sexualität wie hetero-, homo-, trans-, intersexuell usw.), sexuelle Abstinenz jedoch als „Störung“ wie eine Krankheit behandelt wird/werden muss.

HÄ?
Wieso ist es „normal“, dass es Menschen gibt, die generell kein Begehren empfinden, diejenigen, die abstinent leben weil sie (gerade) kein Begehren empfinden (aus welchen Gründen auch immer) aber ein Problem haben, das es zu lösen gilt?

Okay, es gibt Menschen, die keinen Sex haben WEIL sie ein Problem haben. Aber genauso gibt es doch Menschen, die keinen Sex haben und damit KEIN Problem haben. Egal ob wir uns das nun vorstellen können oder nicht. Wenn jeder frei entscheiden soll, wie sein Sexualleben aussieht, warum darf es dann nicht (gesellschaftlich anerkannt) sexfrei sein?

In diesem Buch geht es um Sexabstinenz. Wer verzichtet? Warum? Wie lange? Und wie kann man das ändern? Muss man es überhaupt ändern? Genauso geht es um die Frage, wie Sex definiert wird und welchen Stellenwert Sex für uns hat/haben kann.

Dieses Buch ist nicht nur für Menschen, die sexfrei leben. Aus diesem Buch kann jeder, sofern er/sie dazu bereit ist, etwas mitnehmen. Zum Beispiel wenn man mit dem status quo seines Intimlebens nicht (mehr) zufrieden ist. Oder wenn man daran interessiert ist zu erfahren, was alles einen Einfluss auf unser Sexualleben hat – womöglich ohne das man sich dessen bewusst ist. Im Ernst: habt ihr euch schonmal über „Performancedruck“ beim Sex Gedanken gemacht? Oder darüber, welchem „Trend“ man gerade nachläuft? Zum Beispiel den gerade angesagten Intimrasuren…

Nach einer Rasur haben sie grob geschätzt für einen Tag eine ganz glatte, haarlose Haut im Schritt. Danach ziept, juckt und kratzt es…

Anica Plaßmann, sexfrei

Danke dass das mal jemand öffentlich ausspricht. Wenn ihr euch trotzdem rasieren wollt: bitte. Falls ihr es nicht wollt: man muss nicht alles mitmachen, nur weil uns irgendjemand weismachen will, dass „man“ das jetzt so macht. Oder, wie mein Vater sagen würde: „Wenn alle von der Brücke springen, springst du dann hinterher?“

Ein interessantes, informatives Sachbuch.
Ich hab Diskussionsbedarf – und ich weiß auch schon, wer dafür herhalten muss…

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